„Ein Glanz will ich sein“
Tanztheaterstück nach dem Roman von Irmgard Keun
Darsteller: Annette Taubmann, Aurel Bereuter
Bühnenfassung & Regie: Jana Jeworreck
„Ich werde ein Glanz und was ich dann mache , ist richtig – nie mehr brauch ich mich in Acht nehmen und nicht mehr meine Worte ausrechnen und meine Vorhabungen ausrechnen- einfach betrunken sein, nichts kann mir mehr passieren an Verlust und Verachtung, denn ich bin ein Glanz.“
Pressestimmen:
Es ist ein kleines Wunder, wie Taubmann diese Sprache spricht, authentisch und passgenau, […] Von höchster Brillanz etwa die Szene, in der ein Bürosessel zum zudringlichen Chef transformiert und das Mädchen sich aus seinen Armen kämpft!Donaukurier, Juni 2010
Über die Inszenierung
In dieser Inszenierung werden Tanz und Sprache gleichwertig miteinander verwoben. Während die gesprochene Sprache die Geschichte der Doris durch ihre Tagebucheinträge erzählt, zeigt die tänzerische Körpersprache eine mögliche andere Seite der Ereignisse.
So sind beispielsweise die Posen, die Doris übt, einerseits die Imitation von Filmstars, andererseits eine unvollständige Wiedergabe von äußerlichen Haltungen, denen ein innerer „Glanz“ – Kern fehlt.
Doris ist sehr jung und in ihrem Charakter noch nicht gefestigt. Daher flackert ihr Licht wie eine Glühbirne, deren Strom an- und ausgeschaltet wird, da sie nicht weiß, wie sie sich selbst wirklich zum leuchten bringt.
Im Verlauf des Stückes geschieht genau das. Doris bringt sich durch ihre Phantasie und ihre jugendliche Energie selbst zum leuchten, aber verglüht zugleich.
Ein weiteres Beispiel dafür ist ihre Episode am Theater. Durch falsche Behauptungen und das Ausschalten einer Konkurrentin ergattert sie einen Satz in einem Theaterstück. Doch nach der Euphorie erfolgt der Absturz, dargestellt durch einen Tanz, bei dem sie sich vollständig verausgabt. Sie kann ihre eigene Choreographie nicht wiederholen, ist entkräftet und knickt unter ihrem eigenen Lügengebäude zusammen.
Das Bewundernswerte an dieser Figur ist, dass sie sich immer wieder aufrafft und ihrem Traum folgt, obwohl sich dieser, mit allem, was ihr widerfährt, von ihr entfernt.
Zum Schluss lernt sie durch Ernst, der Mann, der sie in der höchsten Not aufnimmt, dass die Anerkennung der Gesellschaft und der Männer, die sie sucht, vielleicht nicht durch „den Glanz“, also das vordergründig, oberflächlich Schöne, zu finden ist, sondern durch eine andere Form, die von innen heraus strahlt. Auch wenn Doris es nicht schafft, sich den bildungsbürgerlichen Vorstellungen anzupassen, z.B. dem Walzer als streng geregelte Form des Gesellschaftstanzes, so erwacht in ihr am Ende eine andere tänzerische Freiheit, die nicht alleine nur schön ist, sondern auch aus ihrem tiefsten Inneren kommt.