Humoristisches Theaterstück nach dem Roman von Virginia Woolf
Biograph, Orlando und viele weitere Personen: Katrin Wunderlich
Textbearbeitung & Regie: Jana Jeworreck
Identitäten im Strom der Epochen
„Dieses ist, was manche Menschen „das wahre Ich“ nennen, […] die Summe aller Ichs […] die in unserem Wesen liegen.“
Pressestimmen
Süddeutsche Zeitung, 13. Juli 2012
Regisseurin Jana Jeworreck und ihrer einzigen Darstellerin Katrin Wunderlich gelingt es […] mit einfachen, stimmigen und phantasievollen Mitteln den Geist des Romans einzufangen. […] Wunderlich erfüllt ihre Rollen mit Leben, […] ist zickig, schüchtern, verwirrt, energisch und aufbrausend.
Abendzeitung, 14. Juli 2012
[…] Dieses Chamäleon spielt Katrin Wunderlich […] als unterhaltsames 90-Minuten Solo […] in diesem Parforceritt durch 500 Jahre überzeugend mit viel Verve.
Selber Tagblatt, 18. Juni 2013
Wunderbar leicht tänzelt Katrin Wunderlich durch die Epochen […] Verführerisch, trunken an Poesie und im Sog der großen Visionen […] gelingt eine Meisterleistung.
Inhalt
Die Geschichte des jungen Adeligen Orlando beginnt Mitte des 16. Jahrhunderts. Er steht in der Gunst von Königin Elisabeth I. und wird von ihr hofiert. Nach deren Tod verliebt er sich in die moskowitische Prinzessin Sascha, doch diese verläßt ihn schmählich und Orlando fällt in einen siebentägigen Schlaf wie ein kleiner Tod.
Wieder erwacht lebt er viele Jahre zurückgezogen und widmet sich der Poesie. Doch der Schriftsteller Nick Greene verhöhnt Orlandos poetische Versuche und dieser beschließt, nie mehr zu schreiben und das Land zu verlassen.
Unter König Charles II. wird Orlando als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, fällt mitten im türkischen Aufstand wieder in einen sieben Tage andauernden Schlaf, aus dem er als Frau erwacht.
Die weibliche Orlando kehrt nach England zurück, sucht Abenteuer und Gesellschaft und muß sich mit dem Hochmut der Geistreichen des 18. Jahrhunderts auseinandersetzen.
Schließlich lernt sie einen Abenteurer kennen, verliebt sich und heiratet ihn. In trauter Zweisamkeit verbringen sie das 19. Jahrhundert.
In der Gegenwart wird Orlando auf einen Schlag mit den verschiedenen Identitäten als Mann und Frau konfrontiert und versucht diese zahlreichen Persönlichkeiten in Einklang zu bringen.
Über den Roman
Virginia Woolf beschrieb den 1928 erschienen Roman als humorvolle und leicht zu lesende Lektüre, die sie schnell verfasst habe. Sie widmete ihn ihrer Geliebten Vita Sackville-West, mit der sie zuvor einen gemeinsamen Urlaub verbrachte hatte und die auch die Vorlage für die Hauptfigur war.
Der feministische Inhalt des Romans steht durch die homosexuelle Beziehung Woolfs zu Sackville-West in vielen Interpretationen im Vordergrund. Die Rollenbilder der jeweiligen Zeit werden besonders durch die Umkehrung von Klischeevorstellungen hervorgehoben; der männliche Orlando ist eher passiv und weich, die weibliche Orlando selbstbewußt, wissbegierig und mutig.
Dennoch muß sich die Figur niemals vollständig dem Diktat der Epoche unterwerfen. Woolf läßt Orlando vielmehr mit den Erfahrungen spielerisch umgehen, ausprobieren, wie es sich anfühlt, eine weitere Identität zu haben.
„Wer also? Was also“
fragt sich Orlando in der Gegenwart und der Biograph sagt:
„Denn sie hatte eine solch große Vielzahl an Ichs, […] zu viele, um ihnen ausreichend Raum zu geben, weil eine Biographie schon als vollständig gilt, wenn nur sechs oder sieben Ichs betrachtet werden, obwohl ein Mensch durchaus über Tausende haben kann.“